Bereits kurz nach der Retro 2012 wurde festgelegt,
im Jahr 2013 das Thema Jakob Oswald Hoffmann zu
behandeln. Um den Stand zu beleben, wurde ein dazu
passendes 2. Thema gesucht und mit Richard Küchen,
der den Ur-motor der Gouverneur konstruiert hat,
gefunden. Manfred Baumann machte sich auch sofort
daran, seine Beziehungen zur Hoffmann-Szene zu
nutzen, um entsprechende Exponate zu bekommen. Da er
sich bereits seit 30 Jahren in dieser Szene bewegt,
sollte ihm das auch nicht allzu schwer fallen.
Jakob Oswald Hoffmann produzierte Fahrräder und
ab 1949 auf dem neu erworbenen Werksareal im
Ratingen-Lintorf zusätzlich Motorräder von 98 cm³
bis 250 cm³ mit ILO-Motoren sowie in Lizenz die
damals schon berühmten Vespa-Roller. Bekannt wurde
Hoffmann aber erst mit einer aufwendigen
Neukonstruktion, der Hoffmann Gouverneur.
Das Motorrad, konstruiert von Richard Küchen und
seinem Bruder Xaver, zeichnete sich durch seine
glatte Linienführung aus. Es war eine Maschine mit
Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor (248 cm³, 11 PS bei
4600/min) und Kardanantrieb, die anfangs unter
erheblichen technischen Schwierigkeiten litt, wie
viele Neuerscheinungen der damaligen Zeit. Doch mit
der überarbeiteten Gouverneur MP 250-2 und der
neuen, aus dem gleichen Baukasten entstandenen S 300
kamen 1953 ausgereifte Versionen auf den Markt.
So zeigte Manfred dann auch 3 Fahrräder (eines
mit Lohmanndiesel), 1 Moped, Motorräder mit 100,
125, 175 und 200ccm, darunter die sehr seltene
verkleidete Meteor 200, diverse Gouverneur und
S300, sowie 2 Vespas, darunter die bekannte Königin,
die allerdings auch schuld war, dass Hoffmann die
Vespa-Lizenz entzogen wurde (er hatte sie zu gut
optimiert). Neben Konstruktionszeichnungen des
Gouverneur-Motors gab es auch 2 zerlegte Motoren,
den Ur-motor von Richard Küchen und daneben zum
direkten Vergleich den von Hoffmann überarbeiteten
Motor der 2. Serie, mit dem das Motorrad dann auch
erfolgreich in Serie ging.
Eine weitere
Rarität war der Motor des Kabinenrollers, der wegen
Lizenzstreitigkeiten mit BMW nur in sehr geringer
Stückzahl gebaut wurde. Für die andere Seite des
Standes hatte ich die Aufgabe übernommen,
Ausstellungsstücke zu Richard Küchen zu
organisieren. Dazu musste ich mich zuerst intensiv
über diesen Konstrukteur informieren, denn bis dahin
kannte ich Küchen eigentlich nur als Arbeitsplätze
zum Kochen und Backen Sehr schnell musste ich aber
feststellen, dass es sich hier um einen begnadeten
Konstrukteur handelte, der 1898 geboren, eine
Mechanikerlehre machte und nach dem Krieg 1918 in
Bad Bergzabern eine Landmaschinenfabrik mietete und
Einbaumotoren an verschiedene Motorradbauer in
Deutschland lieferte. wikipedia.nl meldet, dass
seine Motoren in den 30er-Jahren in 35 verschiedenen
Fahrzeugen eingebaut waren.
Die
"K"-Einbaumotoren, mit Königswellenantrieb der im
Kopf hängenden Ventile, erreichten in Spitzenzeiten
bis zu 50 % Anteil auf dem deutschen Markt. Sein
Markenzeichen war bereits damals die elegante
Linienführung seiner Konstruktionen mit dem
Bestreben, notwendige Aggregate und Anbauteile durch
formvollendete Kapselung bestmöglich zu schützen.
Die wohl bekanntesten Fahrzeuge sind die
Zündapp K-(Kastenrahmen) Modelle mit den 2- und
4-Zylinder-Boxer-Motoren, aber auch der Motor der
DKW RT125 (meist kopiertes Motorrad der Welt) und
NZ-Modelle stammen aus seiner Feder. Er war an der
Entwicklung des Columbus-Motores beteiligt, des
Vorläufers des Horex-Regina-Motors, der Victoria
Bergmeister und seine Motoren waren auch in anderen
bekannten Marken wiederzufinden, wie Ardie, Neander,
UT, um nur die wichtigsten zu nennen.
Nebenher arbeitete er aber auch an Automotoren, wie
4-Zlinder Reihen- und Boxerdiesel, entwickelte die
heute in allen Autos zu findenden Hydro-Stössel und
baute selbst für die Formel II einen 8
Zylinder-Alu-Rennmotor, mit dem Hans Stuck unterwegs
war.
Mit diesem Wissen, machte ich mich dann
auf die Suche nach (mir bis dahin absolut
unbekannten) Besitzern solcher Fahrzeuge. dazu
schaltete ich in verschiedenen Foren, wie Victoria,
Zündapp KS601, VfV-Forum,... Aufrufe zur
Unterstützung. Nebenher suchte ich über
Teilnehmerlisten von Oldtimerveranstaltungen nach
Menschen, denen ich dann am Telefon klar machen
musste, dass sie zwar den AMSC-Leonberg und mich
nicht kennen würden, aber ihre Fahrzeuge und Motoren
für die Retro-Classics zur Verfügung stellen
sollten. Erfreulicherweise konnte man die meisten
überzeugen, so dass am Retro-Wochenende doch eine
erfreuliche Anzahl Fahrzeuge und Motoren ausgestellt
werden konnten.
Mein besonderer Dank geht
hier an Walter und Richard Küchen (Ingolstadt), die
Neffen von Richard Küchen, die uns mit ihrer
Moto-Saccoche und der unbekannten Kadi, sowie 3
Motoren unterstützt haben, sowie an Rolf Beppler vom
ADAC Ortsclub Bad Bergzabern, der nicht nur 2
Zündapps mitgebracht, sondern auch 3 Tage
Standdienst gemacht hat, womit wir dann natürlich
auch einen Zündapp Boxer-Spezialisten am Stand
hatten. Manfred Baumann und sein Freund Peter Leyh
unsere Hoffmann-Spezialisten waren von morgens bis
abends von Wissensbegierigen umlagert, so dass
selbst wir uns anstellen mussten, um mit ihnen zu
reden.
Ich möchte mich aber auch bei allen
Anderen bedanken, die uns mit Exponaten versorgt,
Motorräder transportiert, Standdienst gemacht, uns
mit Essen und Trinken versorgt haben oder auch nur
durch Auskünfte, wie: ich kenne da einen, der hat...
unterstützt haben. Bedanken möchte ich mich auch
beim Fachpublikum, das unsere Ausstellung mit den
Augen (und nicht mit den Fingern) interessiert
verfolgt und viele interessante Gespräche mit uns
geführt hat.
Natürlich hat es auch kleinere
Rückschläge gegeben, Manfred hat z.B. um einen
Plexiglas-Motor der Gouverneur gekämpft, den aber
niemand aus der hinteren Ecke eines Kellers in der
Nähe von Dortmund holen wollte, ich hatte bis
zuletzt gehofft, doch noch eine Neander und UT zu
bekommen, was leider nicht geklappt hat, dafür wurde
uns dann am Mittwoch abend, nachdem wir schon alle
gegangen waren, eine sehr seltene WMR aus Rottenburg
auf den Stand gestellt, mit der wir eigentlich nicht
mehr gerechnet hatten.
Für mich und alle,
mit denen ich gesprochen habe, war es wieder eine
sehr gelungene Ausstellung.
Demnächst werden
wir dann das Motte für 2014 bekanntgeben, wenn es
wieder heißt: AMSC Sonderausstellung auf der
Retro-Classics.
Text + Bilder: Klaus R. |






|
 |
|
|