AMSC Leonberg e.V.
Allgemeiner Motorradsportclub eV

 

 

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Ardeche & Vercors 2009   zurück

Im Frühjahr wurde bereits diskutiert, ob es mal wieder nach Frankreich zum Motorradfahren gehen sollte. Doch nicht die französischen Alpen sollten das Ziel sein, sondern die Ceven­nen, die Gegend um die Ardeche. Auch deshalb, weil man/frau sich auch in die Fluten des gleichnamigen Flusses stürzen wollte. Mit­fahrer waren Ina, Norbert, Peter und der Autor.  An Fronleichnam fuhren Peter und ich los, Norbert und Ina konnten erst am Samstag nachkom­men. Ziel war Vallon Pont d'Arc am Eingang zur Ardeche-Schlucht.  

Am Freitag starteten wir zur ersten Tour. Über teilweise sehr kleine Straßen (Michelsträßle gemäß O-Ton eines Teilnehmers) ging es in Rich­tung Alès nach Anduz, das als das Tor zu den Cévennen genannt wird, um auf die  Corniche des Cévennes zu gelangen. Auf dieser kurvenreiche Kammstraße fährt man ständig in einer Höhe von 700 bis 1000m mit herrlicher Aussicht auf eine der am geringsten besiedelten Gegend in Europa bis nach Florac, wo man die Tarn erreicht und eine Pause eingelegt wurde. Anschließend fuhren wir durch eine grüne, mit Ginster bewachsene Natur zurück nach Vallon Pont dArc. Nach rund 300 km und 4.350 Höhenmeter musste auch Peter eingestehen, dass an diesem Tag und in diesem kurvigen Terrain nicht viel mehr Kilometer zustande kommen können. Am Abend wurde diese Tatsache ausgiebig und fachgerecht diskutiert, analysiert und erodiert. Dies war die Geburtsstunde des zur besseren Bewertung und Vergleichbarkeit von Streckenlängen ausgearbeitet nicht ganz ernstzunehmenden Sträßle-Index (AutobahnFaktor 0.5, Route National 0.75, gelbe Straßen 1.25 und weiße Sträßchen Faktor 2).

Die unerbittliche und ausgiebige Ausarbeitung des Index zeigt Wirkung und sorgte dafür, dass die beiden Erfinder am nächsten Tag der eigenständigen fußbetonten Fortbewegung den Vorzug gaben. Ziel war die Pont d'Arc, eine Naturbrücke über die Ardeche. Peter's Ehrgeiz wurde geweckt und wir versuchten auf den rund 50 bis 60 Meter Bogen zu gelangen. Nach einem ergebnislosen Versuch zeigte die jahrelange Enduro- und Guide-Erfahrung positi­ve Wirkung und wir fanden den nicht ganz ein­fachen Weg nach oben. Verluste in Form von umgeknickten Knöcheln mussten in Kauf genommen werden, doch ein Franke kennt keinen Schmerz. Abends dann trafen Ina und Norbert ein.
 







Sonntags starteten wir in Richtung Nordwesten nach Ruoms, dann weiter an der Ardeche und dann an der Ligne entlang. Die beiden Flüsse gruben hier eine nicht so tiefe aber landschaftlich reizvolle Schlucht in den Felsen. Bei Largentière bogen wir auf die D24 ab, die uns durch eine immer grüne werdende und mit gelben Ginster durchsetzten Landschaft zum Col de Meyrand führte. Ab diesem sollten wir die 1000m Grenze auf den nächsten 100 km nur selten unterschreiten. Meist waren es kleine Straßen, doch auch einige Strecken mit etwas länger gestreckten Kurven waren dabei. Pause gab es am Barrage de Naussac. Die anschließenden D71 und D4 war ein Genuss für Freunde kleinster Straßen, bevor es wieder ins Ardeche-Tal hinab ging.

Am nächsten Tag stand Sport auf dem Programm. Ina, Norbert und der Autor versuchten sich an einem Routentipp des örtlichen Campingplatzes. Doch trotz Wegbeschreibung, der jahrelanger Enduro- und Guideerfahrung fuhr man Kreis....was die sengende Hitze nicht besser machte. Also wenigsten eine anspruchsvol­le Abfahrt zurück nach Vallon Pont dÀrc und erst mal einen Kaffee.

 

 
Guide N. Aus F. konnte diesen Fauxpas nicht auf sich sitzen lassen und es wurde eifrig die Karte studiert. Die neue Strecke führte erst mal zum Fluss um dann steil nach oben zu gehen, was die Hitze deutlich „erträglicher“ machte. Die anschließende Abfahrt erzeugte nur geringfügig eine Abkühlung, da alle Gelenke, am Menschen, wie an der Maschine bis auf's äu­ßerste getestet wurden. Kindskopfgroße Steine und 20cm Absätze sorgten für eine etwas ruppige Fahrlinie, die dafür sorgte, dass das in Wallung gebrachte Blut gut geschüttelt statt nur gerührt wurde. Trotz allem warf es eine gelungene Tour (nix g'sagt isch g'nug g'lobt !)...man(n) und frau will es ja nicht anders!

Dienstag gönnte sich Ina einen Ruhetag, während die Herren der Schöpfung nach Norden strebten. Besonders nördlich von Aubenas wurden kleine und kleinste Straßen befahren und nur selten gab es längere Geraden.

Der Mittwoch kam, Kanu fahren auf der Ardeche war angesagt und sollte die Spreu vom Weizen trennen (O-Ton). Unsere Nachbarn auf dem Campingplatz (der Dortmund-Achter), so­wie unser Team Technik mit Vordermann Norbert, genannt der Achtzylinder und Kap'tän Blaubart (Peter der lenkt und denkt...) und das Juniorenteam um Leichtmatrose Ina und Junior-Kapitän M. aus M. stürzten sich in die Fluten. 32km standen auf dem Programm.

Durch die meiste Wasserverdrängung aufgrund supertankerähnlichen Tiefgangs verschaffte sich das Team Technik enorme Balance-Vorteile, was sich im Nachhinein als der Vorteil darstellte… auch wurde ein in einer Rapide befindliches umgestürztes Boot, welches zwei Paddler mühsam auszuleeren versuchten, einfach über­fahren. Das Juniorenteam kippelte an einer wei­teren Rapide und sorgte so für die erforderliche Kühlung, da es langsam immer wärme wurde. Auch der Dortmund-Achter stürzte sich an der nächsten Stromschnelle ins kühle Nass.

Die Pausen wurden durch Springeinlagen von Felsen umrahmt und sorgten für immer röter werdender Hautfarbe einiger Expeditionsteilnehmer. Die letzte Rapide sollte nochmals für das Juniorenteam zum Prüfstein werden, gegen diesen man prallte und getrennt weiter strömte, bevor man(n), frau und Boot sich im ruhigeren Wasser wieder vereinten. Anschließend wurde der Endspurt bis nach Sauze. Hier machte sich der Tiefgang und entsprechende größere Widerstand des Supertankers bemerkbar. Auch benötige die Klasse von Booten einen enormen Bremsweg, was eine frühe Temporeduzierung erfordert. Das Juniorenteam erhöhte das Tempo und überfuhr als erste die imaginäre Ziellinie. 

Fazit: Ohne Umkipper macht’s weniger Spaß und auch ein Achtzylinder droht manchmal heißzulaufen

 



Der nächste Tag wurde zweierlei verbracht. Die einen entspannten sich mit Radfahren, während andere bei 38°C mit voller Motorradmontur in Lavendelfelder unter Abgabe aller verfügbaren Körperflüssigkeiten das Bild ihres Lebens zu machen versuchten. Anschließend wurde endlich die Schlucht durchfahren und ausgiebig photographiert.
Am nächsten Tag sollte es in die Mont Lozère Gegend gehen, nachdem Ina’s KTM wegen Gabel-Inkontinenz eine Pampers an die Gabel angeschnallt bekam. Nach ca. 40km drohte eine Regenfront, doch durch geschicktes Umfahren bekam man nur einige Tröpfchen ab. Allerdings sorgte dies auch für Brennstoffmangel und Norbert schaltete auf Reserve. Doch Reserve hat Ruh und er blieb stehen. Eine Begut­achtung stellte fest, dass die Reserveöffnung des Benzinhahns verstopft war und diese wurde fachmännisch freigelegt. Der anschließende Startversuch  war erfolgreich, doch beim Anfahren starb immer wieder der Motor ab. Also anschieben….nach dem x-ten Versuch wurden Ina und Peter zum Benzinholen auserkoren, wobei auch Ina bereits auf Reserve fuhr…  Doch das Benzin reichte und als sie zurück kamen wurden g‘schwind 2 Liter umgefüllt und im nächsten Ort erstmal eine Pause eingelegt. Anschließend wurde im nächsten Ort aufgetankt und weiter ging es.

Allerdings nahten dunkle Wolken, die elegant umfahren wurden, sodass man zwar hier und da auf feuchten Straßen fuhr doch nie richtig von oben nass wurde. Über den Col de Finiels fuhren wir durch mit Ginster umrahmte Strecken, bevor der Pic Cassini uns mit einer herrlichen  Aussicht erwartete. Wir kurvten dann in Richtung „Heimat“, als sich zwischen uns und dieser eine riesige schwarze Wolke mit einer darunter angebrachte undurchdringliche Wasserwand in den Weg stellte. Aber uns nährte die Hoffnung, da es aussah, als wenn man von Süden aus Vallon Pont d‘ Arc trocken noch erreichen könnte. Also schnell das Navigationssystem Michel 19.65 umprogrammiert….und wir fuhren immer am Regen vorbei. Die letzte Richtungsänderung sollte allerdings den Ausschlag geben, den von dieser ab, gab es kein entrinnen mehr und wir mussten uns die letzten 10km den Wassermas­sen stellen. Von oben strömten exorbitanten Wassermassen auf uns ein und auf den Straße schossen bis zu 10cm tiefe Bächlein vorüber. Auf dem Campingplatz angekommen, erkannten wir, dass jede Minute später die ausgefahrenen Markisen das Zeitliche gesegnet hätte. Also Wasser ablassen, nasse Klamotten aus und erstmal eine Hefe…so lässt sich auch Regen ertragen.

Den folgenden Tag widmeten wir der Trocknung, bevor ein Standortwechsel beschlossen wurde. In und Norbert zog es gen Süd-Osten nach Castellane an der Verdun-Schlucht, während Peter und Michel sich Richtung Die im Vercors verabschiedeten. In Die angekommen, drohte das Wetter sich zu verschlechtern.
Der nächste Tag brachte kühle Temperaturen und dunkle Wolken. Die Combe Laval stand auf dem Programm. Von Die fuhren wir auf den Col de Rousset um dann in mehreren Schleifen, durch Schluchten und mehreren Pässen sich nach und nach der Combe zu nähern. Da die Tunnels und Steil­wände der Combe so beeindruckend sind, wur­de die Strecke gleich zweimal befahren. Die Re­enwolken zogen zwar heran, aber der starke Wind trieb sie immer wieder weiter. Nach 300 km und über 6.000 Höhenmeter konnten wir bei einem guten Rotwein die Nr.475 des Denzels abhaken, schö', war's !  






Am Abend zogen immer weniger Wolken heran und am nächsten Morgen zeigte sich kein Wölkchen mehr. Bei strahlendblauem Himmel sollte die Tour in Richtung Süden über kleine, kleinste und wenig bekannte Col's führen, was Holländer nicht davon abhielt uns mit ihren Wohnwagengespannen entgegen zu kommen.

Immer öfters rollten wir an Lavendelfeldern vorbei, die Provence kam näher und näher und das Wichtigste war, dass Peter seinen Mont Ventoux sah…das Ziel war erreicht und wir konnten wir gen Norden abbiegen und nach Die zufrieden zurückkehren.

Bei der letzten Tour stand das gemütliche Ausrollen im Vordergrund. Durch die empfehlenswerte Gorge du Gats, über die darauffolgenden Col de Grimone und Col del a Croix Haute schlenderten wir ins Drac-Tal.


Der aufgestaute türkisblaue Fluss bildete mit den umliegenden teilweise leicht schneebedeckten Bergen eine herrlichen „Banoraahma“. In Mens gab es die verdiente Kaffeepause bevor der letzt Pass, der Col de Menée in Angriff genommen wurde. Bei der Auffahrt mussten neben  den zahlreichen mit etwas Schmodder versehenen  Kurven auch auf sehr entgegenkommende Motorradfahrer Acht gegeben werden. Am Abend genossen wir nach insgesamt mehr als 2.000 km und über 30.000 Höhenmetern bei gutem Essen und etwas Rotwein die letzten Sonnenstrahlen, bevor es am nächsten Tag nach Hause gehen sollte.

Fazit: Kurvenreiche Strecken in der Ardeche und dem Vercors bieten oft mehr Fahrgenuss als die Alpenregion.

Bilder + Text: Michael